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Emder Schauspielpreis 2018 geht an Julia Jentsch

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Julia Jentsch erhält den Emder Schauspielpreis beim 29. Internationalen Filmfest Emden-Norderney. Der renommierte Preis für herausragende schauspielerische Leistungen wird der Schauspielerin am Sonntag, den 10. Juni 2018 bei der feierlichen Preisverleihung im Neuen Theater in Emden persönlich übergeben. Mit Kinoerfolgen wie „Sophie Scholl - Die letzten Tage“ (2005) oder „24 Wochen“ (2016), aber auch mit verschiedenen TV-Rollen, u.a. in Hans-Christian Schmids vielbeachtetem Vierteiler „Das Verschwinden“ (2017), hat sich die in Berlin geborene Künstlerin als eine der herausragenden deutschen Schauspielerinnen profiliert.

Mit der Auszeichnung ist neben einem Preisgeld in Höhe von 5.000 € auch eine filmische Hommage verbunden, in deren Rahmen fünf Filme mit Julia Jentsch im Festivalprogramm aufgeführt werden. Gestiftet wird der seit 2011 vergebene Preis von der Emder DIRKS GROUP. Bisherige Preisträger sind Martina Gedeck, Katharina Thalbach, Armin Rohde, August Diehl, Anna Maria Mühe, Karoline Herfurth und Ulrich Tukur.

„Das Internationale Filmfest Emden-Norderney freut sich, mit Julia Jentsch eine Künstlerin auszeichnen zu dürfen, die über einen langen Zeitraum kontinuierlich mit außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen in hervorragenden Film- und Fernsehproduktionen überzeugt und ihr Publikum begeistert“, sagt Rolf Eckard, Leiter des Internationalen Filmfestes Emden-Norderney. Aus Anlass dieser besonderen Ehrung zeigt das Festival eine Werkschau, die in enger Zusammenarbeit mit Julia Jentsch erstellt wurde. Sie belegt eindrucksvoll die Bandbreite ihres großen Könnens und ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Die Preisträgerin hat folgende Filme ausgewählt:

· Die fetten Jahre sind vorbei (Deutschland/Österreich 2004)
· Sophie Scholl – Die letzten Tage (Deutschland 2005)
· Ich habe den englischen König bedient (Tschechien, Slowakei 2006)
· Die Habenichtse (Deutschland / Irland / Frankreich 2016)
· 24 Wochen (Deutschland 2016)

Preisstifter Marcus Dirks (DIRKS GROUP) zeigt sich hochzufrieden mit der Wahl der diesjährigen Preisträgerin. „Julia Jentsch ist eine der profiliertesten deutschen Schauspielerinnen mit einer beeindruckenden filmischen Vita. Ich bin sicher, dass dank Ihrer persönlichen Anwesenheit das Filmfest Emden-Norderney in diesem Jahr wieder besondere Beachtung bei Publikum und Presse findet“, so Dirks.

Das Internationale Filmfest Emden-Norderney wurde 1990 gegründet und hat sich seither zu einem bundesweit vielbeachteten Publikumsfest mit jährlich gut 25.000 Besuchern entwickelt. Neben deutschen Filmen stehen alljährlich insbesondere Produktionen aus Nordwesteuropa im Mittelpunkt des Festivalprogramms – viele davon werden in Emden und auf Norderney als Uraufführung oder deutsche Erstaufführung präsentiert.

Die Preisträgerin 2018: Julia Jentsch
„Die Begeisterung am Schauspielen und an Theater begleitet mich schon, seit ich denken kann“, sagt Julia Jentsch in einem Interview mit der „Zeit“ und erinnert sich: „In der Schule gab es tatsächlich eine Theater-AG, die mich sehr interessiert hat. Ein Lehrer, der diese AG vorher geleitet hatte, fragte mich mal zum Ende meiner Schulzeit auf dem Schulhof, was ich künftig machen wolle. Ich nannte verschiedene Optionen. Er fragte schließlich „Willst du nicht Schauspielerin werden?“ Manchmal braucht es jemanden, der etwas ausspricht, was man insgeheim schon längst gedacht oder gefühlt hat, um es auch umzusetzen.“ Ein Lehrer also gab den Impuls. Und Julia Jentsch wurde Schauspielerin. Was zumindest ganz zu Beginn nicht allen gefiel: „Meine Eltern waren überrascht, wenn nicht gar geschockt, als ich ihnen überzeugend mitteilte, dass ich Schauspielerin werden will und mich an einer Schauspielschule bewerbe.

Und so ist sie also Schauspielerin geworden. Aber nicht eine von vielen, nein, Julia Jentsch gehört zu den Ausnahmeschauspielerinnen in Deutschland. In diesem Jahr ist sie gerade mal 40 Jahre alt geworden und kann bereits auf ein filmisches Oeuvre zurückblicken, welches man nur beeindruckend nennen kann. Die gebürtige Berlinerin ist auf der Theaterbühne gleichermaßen zu Hause wie im Kino und im Fernsehen. Nach dem Abitur besuchte sie zunächst die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 1995 begann sie dann, die Theaterbretter zu erobern. Sie spielte in ihrer Heimatstadt, ging anschließend nach München an die Kammerspiele und zog der Liebe wegen 2009 nach Zürich.

Nach der Babypause (ihre Tochter kam 2010 zur Welt) gab sie 2013 ihr Theater-Comeback am Schauspielhaus Zürich – als Maggie in dem Tennessee Williams-Klassiker „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. Bereits Ende der 1990er Jahre begann Julia Jentsch für Film und Fernsehen zu arbeiten. „Zornige Küsse“ hieß ihr erster Film. Bald schon verschaffte sie sich vor allem als Darstellerin komplexer Frauengestalten in tragischen Situationen einen glänzenden Ruf, ihr eindringlich-berührendes Spiel überzeugt bis heute sowohl Macher als auch das Publikum.

Der große Durchbruch kam mit dem Gegenwarts-Drama „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner. Jentsch überzeugte in der Rolle einer jungen Frau, die ihren aus politischer Überzeugung und privatem Frust gemischten Hass auf die Etablierten-Schicht freien Lauf lässt. Weiter ging es mit dem viel diskutierten Hitler-Film „Der Untergang“, dem Geißendörfer-Stück „Schneeland“. Dann kam die Titelrolle in „Sophie Scholl – Die letzten Tage“. Marc Rothemunds Film wurde für den Oscar nominiert, Julia Jentsch mit dem „Europäischen Filmpreis 2005“ und dem Silbernen Bären der Berlinale geehrt.

Auch in den 2009 uraufgeführten Kino-Filmen „Effie Briest“ und „Tannöd“ verkörperte Julia Jentsch Hauptrollen in dramatischen Erzählrahmen. 2012 folgte unter der Regie von Margarete von Trotta ein tragender Part in dem Biopic „Hannah Arendt“, sie spielte deren Sekretärin. Julia Jentsch kann aber auch lustig: Ihr komödiantisches Talent stellte sie 2007 in der TV-Komödie „Frühstück mit einer Unbekannten“ und als „Nicks Mutter“ in dem Til-Schweiger-Film „Kokowäh 2“ (2013) unter Beweis.
Vor zwei Jahren war sie in Emden in dem schonungslos-wahrhaftigen Drama „24 Wochen“ zu sehen. Und zuletzt brillierte sie in der hochgelobten TV-Serie „Das Verschwinden“ als Mutter auf der Suche nach ihrer Tochter. Dafür wurde sie im Januar mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Julia Jentsch kann so ziemlich alles spielen, aber sie wählt ihre Stoffe wohlüberlegt aus. Die Schauspielerin gilt als Expertin für sensible und anspruchsvolle Rollen – wie im TV-Drama „Monsoon Baby“ zum Thema Leihmutterschaft oder im schon erwähnten Film „24 Wochen“ über die Entscheidungsqualen einer jungen Mutter, ob sie ihr schwerkrankes Kind abtreiben lassen soll oder nicht.

Julia Jentsch ist eine exzellente Charakterdarstellerin, die von lustig bis ernst, rebellisch bis verschlossen alles drauf hat. In Berlin ist sie geboren, in Zürich lebt sie, aber wo sie sich sehr wohl fühlt, das verriet sie in der Mobil-Reihe der Deutschen Bahn mit dem Titel „Mein liebstes Stück Deutschland“. Da sagte Julia Jentsch: „Mein liebstes Stück Deutschland ist die Nordseeküste! Ich liebe den Sand, Dünen und Deiche und den Blick in die Ferne über das Watt oder das Meer. Besonders schön ist es, wenn das Meer bewegt ist und ein ordentlicher Wind weht!“

Julia Jentsch wird das Festival voraussichtlich vom 08.-11. Juni 2018 besuchen, einzelne Vorstellungen der ihr gewidmeten Portraitreihe begleiten und am Sonntag, 10.06.2018, den Emder Schauspielpreis 2018 entgegennehmen.

Veröffentlicht: 18.05.18