05. - 12.06.24           En

Ulrich Tukur erhält Emder Schauspielpreis 2017

Ulrich Tukur erhält den Emder Schauspielpreis beim 28. Internationalen Filmfest Emden-Norderney. Der renommierte Preis für herausragende schauspielerische Leistungen wird dem sowohl mit Kinoerfolgen wie „John Rabe“ und „Das Leben der Anderen“ als auch mit großen TV-Rollen, u.a. als „Tatort“-Kommissar Felix Murot, „Rommel“ und „Grzimek“, bekannt gewordene Schauspieler am Sonntag, 11. Juni, bei der feierlichen Preisverleihung im Neuen Theater in Emden persönlich übergeben. Mit der Auszeichnung ist neben einem Preisgeld in Höhe von 5.000 € auch eine filmische Hommage verbunden, in deren Rahmen sechs Filme mit Ulrich Tukur im Festivalprogramm laufen. Gestiftet wird der seit 2011 vergebene Preis von der Emder Dirks Group. Bisherige Preisträger sind Martina Gedeck, Katharina Thalbach, August Diehl, Armin Rohde, Anna Maria Mühe und Karoline Herfurth.

„Das Internationale Filmfest Emden-Norderney freut sich, mit Ulrich Tukur einen Künstler auszeichnen zu dürfen, der über einen langen Zeitraum kontinuierlich mit außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen in herausragenden Film- und Fernsehproduktionen überzeugt und sein Publikum begeistert“, sagt Rolf Eckard, Leiter des Internationalen Filmfestes Emden-Norderney. Aus Anlass dieser besonderen Ehrung zeigt das Festival eine Werkschau, die in enger Zusammenarbeit mit Ulrich Tukur erstellt wurde. Sie belegt eindrucksvoll die Bandbreite seines großen Könnens und seine enorme Wandlungsfähigkeit. Der Preisträger hat folgende Filme ausgewählt: „Heimkehr der Jäger“ (Österreich, 2000), „Houston" (USA/Deutschland 2013), „John Rabe" (Deutschland/Frankreich/China, 2009), „Séraphine" (Frankreich, 2008), „Tatort: Im Schmerz geboren“ (Deutschland, 2014) und „Gleissendes Glück“ (Deutschland, 2015). Preisstifter Marcus Dirks (Dirks Group, Emden) stellt heraus, dass das Internationale Filmfest Emden-Norderney ein fester und sehr wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft im Nordwesten ist. „Mit dem Schauspielpreis fördern wir ein gutes Konzept mit Wirkung in die Region und weit darüber hinaus“, so Dirks.


Zum Preisträger:
„Das Leben ist so mannigfaltig, so verrückt und so bunt. Es gibt so viele Möglichkeiten, dieses Abenteuer Leben abzubilden, um es zu verstehen. Und ich liebe eben Musik, ich mag Malerei und ich bin gerne Schauspieler. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, sich an dieses Phänomen Leben heranzumachen. Und ich möchte da nichts verpassen und nichts vermissen“, sagt der Schauspieler Ulrich Tukur, der 1957 als Ulrich Gerhard Scheurlen im hessischen Viernheim geboren wurde. Nach dem Abitur studierte er zunächst Germanistik, Anglistik und Geschichte in Tübingen. Während des Studiums nahm er Jobs als Akkordeonspieler und Sänger an – und wurde auf diesem Weg für die Schauspielerei entdeckt. Von 1980 bis 1983 folgte eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Bereits während dieser Ausbildung gab er 1982 sein Bühnendebüt. Und er drehte seinen ersten Film: In Michael Verhoevens „Die Weiße Rose" spielte er 1982 den Widerstandskämpfer Willi Graf. Und das schon unter dem Namen Ulrich Tukur. Verhoeven war es, der ihm empfahl, sich einen Künstlernamen zu suchen. Peter Zadek engagierte ihn 1984 für die Rolle des SS-Offiziers Kittel in Ghetto an der Freien Volksbühne Berlin und nahm ihn im Jahr darauf mit ans Hamburger Schauspielhaus, wo Tukur bis 1995 u.a. in „Julius Caesar“, „Hamlet“ oder „Der Löwenjäger“ glänzte. 1986 wurde er von der Zeitschrift "Theater heute" zum "Schauspieler des Jahres" gekürt.

Auch bei Film und Fernsehen fand Tukur damals schon viel Beachtung. In „Stammheim“ (1986) spielte er den RAF-Terroristen Andreas Baader, im Historiendrama „Lenz oder die Freiheit“ Friedrich Engels, in Heinrich Breloers „Wehner – die unerzählte Geschichte“ (1993) den jungen Herbert Wehner. Für seine Leistung in dem Psychothriller „Warten ist der Tod" wurde er im Jahr 2000 sowohl mit einem Grimme-Preis als auch mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im gleichen Jahr spielt er den Kopisten Franz in dem Film „Heimkehr der Jäger“. Dann folgten internationalen (Ko-)Produktionen: István Szabos „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“ (2001), Costa Gavras' „Der Stellvertreter“ (2002) und Steven Soderberghs „Solaris“ (2002). Dann kam 2006 das „Oscar“-gekrönte Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“, das auf einer wahren Begebenheit beruhende Historiendrama „John Rabe“ (dafür gab‘s den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller), der französische Film „Séraphine“ und das vielbeachtete Drama „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“. In den letzten Jahren kamen u.a. hinzu: „Exit Marakesch“, „Houston“, „Das gleissende Glück“, „Rommel“ und „Grzimek“.

2010 wurde Tukur „Tatort“-Kommissar. In "Wie einst Lilly" spielte er erstmals den Felix Murot. Der Spiegel schrieb: „Keine Frage, der neue hessische ‚Tatort‘ hat das Zeug dazu, als bizarrste One-Man-Show der Krimireihe in die Fernsehgeschichte einzugehen“. Bis heute ermittelt Tukur als Murot und überrascht die Zuschauer immer wieder aufs Neue. Wie auch in der betont stilisiert inszenierten Folge „Im Schmerz geboren“, die von Kritikern hymnisch gefeiert und mit Preisen überschüttet wurde. „Da wusste ich allerdings: Das wird gut. Das ist selten“, sagt der Schauspieler über diesen Ausnahme-Krimi.

Neben der Schauspielerei ist es vor allem auch die Musik, die Tukur prägt und begeistert. Mitte der 1990er Jahre gründete er das Quartett „Rhythmus Boys“, mit dem er Alben produziert und auf Tournee geht. Die Band spielt nebst Eigenkompositionen vor allem Evergreens mit Tukur als Sänger, Pianist und Akkordeon-Spieler. Selbstironisch und kokettierend nennen sich die vier Männer „Die älteste Boygroup der Welt“. Und seit 2005 ist der Künstler auch noch unter die Schriftsteller gegangen. Mit „Die Seerose im Speisesaal – Venezianische Geschichten“ gab er sein Debüt als Autor. Der Erzählband ist eine Hommage an Venedig, wo Ulrich Tukur seit 1999 mit seiner Frau Katharina John lebt.

Verleihung des Emder Schauspielpreises 2017
Sonntag, 11.06., 20.15 Uhr
Neues Theater, Emden

Während der feierlichen Preisverleihungs-Gala im Neuen Theater werden auch die Filmpreise 2017 des Festivals vergeben.

 

Filmische Hommage Ulrich Tukur:

 

Veröffentlicht: 28.04.17